Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und ForschungNeues Drittmittelprojekt von Prof. Dr. Oliver HahnVerbundprojekt "Kolorierte Landkarten", Teilprojekt "Materialwissenschaftliche Analysen"
18. Juli 2018, von Zsuzsa Becker
Leitung: Kathrin Enzel (Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv), Dr. Susanne Knödel (Museum am Rothenbaum), Prof. Dr. Oliver Hahn (CSMC), Prof. Dr. Jochen Schlüter (Mineralogisches Museum, CeNak)
Laufzeit: 2018-2021
Das Verbundprojekt ‚Kolorierte Landkarten‘ der Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv, des Museums am Rothenbaum (ehem. Museum für Volkerkunde) und der Universität Hamburg, vertreten durch das Centre for the Study of Manuscript Cultures und das Mineralogische Museum, CeNak, widmet sich der kunsttechnologischen, kunst- und kulturhistorischen Untersuchung einer Auswahl von handgezeichneten Landkarten und handkolorierten Drucken aus dem europäischen und ostasiatischen Raum, produziert zwischen dem 15. und 20. Jahrhundert. Betrachtet werden Objekte aus den Beständen der beteiligten Institutionen in Hamburg sowie im Rahmen von Vergleichsstudien aus Beständen im europäischen Ausland und Ostasien. Die Untersuchung von Kolorierungen und Farbmittel wirft dabei eine Reihe bislang wenig beachteter Forschungsfragen auf, wie z.B. nach der Herkunft, Zusammensetzung und Verarbeitung von Pigmenten, nach regionalspezifischen Verwendungen, drucktechnischen Spezifika, Tradition, Innovation und Handel. Ziel ist es, durch exemplarische synchrone und diachrone Untersuchungen Farbmittel, Kolorierungen und Kolorierungstechniken in Karten der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert zu erfassen und einzuordnen. Beachtung finden dabei auch Produzenten und Rezipienten von Karten und Atlanten, deren technologische Kenntnisse und Informationsbedürfnisse, und schließlich zeitgenössische ästhetische Anforderungen, welche die Karten prägten. Mit diesem langen Zeitschnitt soll ein umfassender Bestand an Vergleichsdaten begonnen werden. Mit der engen Zusammenarbeit von Geistes- und Naturwissenschaftlern aus Geschichte, Kunstgeschichte und Materialwissenschaft strebt der Verbund an, ein historisch und analytisch möglichst umfangreiches Bild kolorierter Karten zu erstellen sowie Methoden zur Restaurierung und Archivierung zu erweitern und zu spezifizieren.
Das Teilprojekt ‚materialwissenschaftliche Analysen‘ der UHH untersucht ausgewählte Landkarten und Atlanten mit hauptsächlich nicht-invasiven Methoden. Nach der Klassifizierung der Zeichenmaterialien durch die Multispektralanalyse wird mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) die elementare Zusammensetzung der anorganischen Farbmittel bestimmt. Anhand wechselnder Haupt-, Neben- und Spurenelemente lassen sich Pigmente differenzieren und möglicherweise auch mineralische Provenienzen lokalisieren oder Herstellungstechniken nachvollziehen. Die chemische Analyse dient im Wesentlichen der Analyse von organischen Farbmitteln und mineralischer Phasen. Für weiterführende Untersuchungen stehen minimal-invasive Analysemethoden zur Verfügung, die für Struktur- bzw. Elementanalysen lediglich Materialpartikel im Größenbereich von wenigen Mikrometern benötigen, dadurch jedoch detaillierte Einblicke in den Mikrokosmos der verwendeten Materialien erlauben.