Gender Lectures II: Gender & Islam
Sommersemester 2014
Gender Lectures II: Gender & Islam: Diskurse - Perspektiven - Standpunkte
Die öffentliche Diskussion über die Geschlechterordnung im Islam ist häufig von stereotypen Zuschreibungen, Setzungen und Wiederholungen dominiert, die stets dieselben Klischees reproduzieren. Bislang wird nur selten in den Medien eine geschlechtergerechte Sicht auf den Islam thematisiert. Dabei zeichnet sich in der islamischen Welt im Zuge der demokratischen Öffnung ein Wandel des Rollenverständnisses ab, der Frauen und Männer gleichermaßen betrifft und herausfordert. Den möglichen Verschiebungen innerhalb der Geschlechterverhältnisse in der muslimischen Glaubensgemeinschaft ist diese zweite Veranstaltungsreihe gewidmet.
Vortrag
Cilja Harders. Zwischen Rebellion und Restauration: Geschlechterverhältnisse in der arabischen Welt
08/05/2014, 18-20 Uhr, Von-Melle-Park 6, Phil D
Was hat sich für die Frauen und Männer in der arabischen Welt seit 2011 verändert? Wie steht es um die politischen, sozialen und ökonomischen Rechte?
Die Politikprofessorin und Leiterin der Arbeitsstelle „Politik des Vorderen Orients“ am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität zu Berlin, Cilja Harders, wirft einen differenzierten Blick auf die Geschlechterverhältnisse in der Region, jenseits der Klischees von Schleier und Unterdrückung. Die Politologin fragt selbstkritisch nach den orientalistischen Stereotypen, die unsere Wahrnehmung prägen und damit den Blick auf die Debatten vor Ort eher verstellen als erhellen. Sie diskutiert die Geschlechterfrage im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Transformationen, die die Region seit 2011 erlebt.
Podiumsdiskussion
Aufbrüche: Männer, Frauen, Rollenwandel
mit Katajun Amirpur, Susanne Schröter, Michael Tunç
Moderation: Beate Hinrichs
02/07/2014, 18-20 Uhr, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal B (Agathe-Lasch-Hörsaal)
Ethnisch-kulturelle Vielfalt prägt die islamische Welt. In den aktuellen Debatten um Geschlechterdemokratie und Gleichstellung aber spielt sie eine untergeordnete Rolle. Weder wird danach gefragt, welche Männlichkeits- und Weiblichkeitsvorstellungen den Lebensentwürfen muslimischer Männer und Frauen in verschiedenen Ländern und verschiedenen Migrantengruppen zugrunde liegen, noch wird die Heterogenität islamischer Kulturen hinreichend berücksichtigt. Dabei gibt es weder "den" Islam noch ein exklusives Rollenmodell, das für alle Muslime und alle Zeiten verbindlich ist. Wie gestaltet sich das Zusammenleben von Männern und Frauen in der muslimischen Glaubensgemeinschaft, sei es in Indonesien, im Iran oder in Deutschland? Hat die Demokratisierungsbewegung der vergangenen Jahre in islamischen Gesellschaften das Selbstverständnis von Männern und Frauen geändert? Und schließlich: Ist Geschlechtergerechtigkeit im Islam möglich und wenn ja, wie?
Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion mit der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur (Universität Hamburg; Den Islam neu denken. Der Dschihad für Demokratie, Freiheit und Frauenrechte. München: C.H. Beck 2013), der Ethnologin Susanne Schröter (Goethe-Universität Frankfurt a. M.; Hg.: Geschlechtergerechtigkeit durch Demokratisierung? Transformationen und Restaurationen von Genderverhältnissen in der islamischen Welt. Bielefeld: Transcript 2013) und dem Sozialpädagogen und Männlichkeitsforscher Michael Tunç (Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung Essen; Dissertation zu „Vaterschaft und Vater-Kind-Verhältnis in türkischen Immigrantenfamilien“). Die Gesprächsrunde moderiert die Journalistin Beate Hinrichs.