Gleichstellungsbericht 2009
Bericht der Fakultätsgleichstellungsbeauftragten
November 2009
Im WS 2008/09 habe ich die Funktion der Fakultätsgleichstellungsbeauftragten übernommen.
Meine erste Aufgabe bestand darin, einen Gleichstellungsplan für die gesamte Fakultät zu erstellen, der die bisherigen Gleichstellungspläne der Fachbereiche ersetzte. Dieser Gleichstellungsplan für die Jahre 2009-2013 wurde am 4. März 2009 vom Fakultätsrat verabschiedet, am 16. April 2009 vom Akademischen Senat, und seitdem ist er in Kraft. Mit diesem Plan wurde eine neue Struktur für die Gleichstellungsförderung in unserer Fakultät geschaffen. Es gibt jetzt eine Fakultätsgleichstellungsbeauftragte, die für die Gleichstellung in der gesamten Fakultät verantwortlich ist, sowie sieben Vertreter bzw. Vertreterinnen, die diese Aufgaben in ihren jeweiligen Fachbereichen wahrnehmen. Die Fakultätsgleichstellungsbeauftragte und ihre Vertreter/Vertreterinnen treten mindestens einmal im Semester als Gleichstellungskommission zusammen, um über konkrete Maßnahmen der Gleichstellungsförderung zu beraten. Bislang hat diese Zusammenarbeit hervorragend funktioniert, insbesondere auch bei gegenseitigen Vertretungen in Berufungskommissionen. Auf diese Weise war gewährleistet, dass immer eine Gleichstellungsbeauftragte/ein Gleichstellungsbeauftragter in den Berufungskommissionen anwesend war. Zweimal pro Semester nimmt die Gleichstellungsbeauftragte an den Gleichstellungskonferenzen der gesamten Universität teil, auf denen über die Gleichstellung in den einzelnen Fakultäten berichtet und die Arbeit – soweit möglich – koordiniert wird. Einmal pro Semester findet eine Frauenvollversammlung der Fakultät statt, auf der über Maßnahmen der Gleichstellung und Fördermöglichkeiten berichtet wird. Unterstützt wird die Arbeit der Fakultätsgleichstellungsbeauftragten durch eine Wissenschaftliche Mitarbeiterin (halbe Stelle), die unter anderem Koordinationsaufgaben übernimmt und Anlaufstelle für zahlreiche Anfragen ist. Derzeit ist eine Internetseite im Aufbau, auf der die Struktur der Gleichstellung in der Fakultät dargestellt wird, die Ansprechpartner/Ansprechpartnerinnen verzeichnet sind und konkrete Maßnahmen für die Gleichstellung aufgeführt werden.
Die Fakultät hat sich in ihrem Gleichstellungsplan dazu verpflichtet, erstens den Anteil von Frauen am wissenschaftlichen Personal der Fakultät, insbesondere auf der Ebene der Professuren, zu erhöhen und zweitens vor allem Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ergreifen.
Was ist in diesen Bereichen im vergangenen Jahr geleistet worden, und welche speziellen Maßnahmen zur Förderung von Frauen und Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen wurden ergriffen?
Zu 1.: Abschlüsse, aufgegliedert nach Geschlechtern
- Magister/Master/Diplom: Im WS 2008/09 und SS 2009 haben insgesamt an der Fakultät ihren Magister/Masterabschluß erworben: 127 Männer und 339 Frauen, d.h. 27,25% aller Abschlüsse wurden von Männern und 72,74% von Frauen gemacht. Dies entspricht in etwa dem Stand der Jahre 2000-2007, wo der Frauenanteil an den Abschlüssen bei 70% lag. Aufgelistet nach einzelnen Fachbereichen ergibt sich ein recht unterschiedliches Bild: In den Fachbereichen SLM I und II standen 213 Abschlüssen von Frauen (88,75%) nur 27 von Männern (11,25%) gegenüber; im Fachbereich Geschichte legten im Berichtszeitraum 35 Männer (62,50%) und 21 Frauen (37,50%) ihr Magister/Masterexamen ab; im Fachbereich Philosophie 7 Männer (53,84%) und 6 Frauen (46,15%); Ev. Theologie (Diplom): 2 Männer (40,0%) und 3 Frauen (60,0%); AAI: 16 Männer (32,65%) und 33 Frauen (67,34%)
- Promotionen: In der Fakultät insgesamt wurden im WS 2008/09 und SS 2009 78 Personen promoviert, davon 34 Männer und 44 Frauen. Somit liegt der Anteil der Frauen an den Promotionen bei 56,41%. Im Vergleich zum Zeitraum 2000-2007 ist damit der Frauenanteil an den Promotionen von 48% auf 56,41% gestiegen. Da für die Jahre 2000 bis 2007 keine Einzeldaten für das jeweilige Jahr vorliegen, ist weder eine Trendberechnung noch eine seriöse statistische Signifikanz bezüglich der Differenz von ca. 8,5 Prozent möglich. Die Größe der Differenz legt allerdings nahe, dass diese Differenz statistisch nicht zufällig ist. Bedenkt man, dass 72,74% aller Studienabschlüsse von Frauen erbracht werden, aber nur 56% aller Promotionen, so zeigt sich, dass der Anteil von Frauen an der nächst höheren Qualifikationsstufe gesunken ist. Unsere Bemühungen richten sich deshalb darauf, den Frauenanteil an den Promotionen weiter zu erhöhen. Ein Mittel dazu ist die Stipendienvergabe im Rahmen der Graduiertenförderung. Für das Sommersemester 2009 und das Wintersemester 2009/10 wurden insgesamt 17 Stipendien (Grund-, Verlängerungs- und Abschlussstipendien) vergeben, davon 12 an Frauen (= 70,58%). Frauenanteile an Promotionen in den einzelnen Fachbereiche: SLM I und II: 53,84% (14 Frauen); Kulturgeschichte- und Kulturkunde: 66,66% (16 Frauen); Ev. Theologie: 40% (2 Frauen); Geschichte: 56,25% (9 Frauen); Philosophie: 100% (2 Frauen); AAI: 33,33% (2 Frauen).
- Habilitationen: Im besagten Zeitraum wurden in der Fakultät 4 Personen habilitiert, 2 Männer und 2 Frauen, d.h. der Frauenanteil lag bei 50%; im Zeitraum 2000-2007 lag dieser bei 38%. Für die Interpretation dieser Daten gilt dasselbe wie für die Promotionen.
Professuren, aufgegliedert nach Geschlechtern und Stellenkategorien:
- Professuren aller Stellenkategorien: Stand November 2009: Von insgesamt 114 Professuren an der Fakultät werden 68 = 59,6% von Männern und 46 (40,4%) von Frauen eingenommen. Aufgeteilt auf die einzelnen Fachbereiche liegt der Frauenanteil im Fachbereich SLM I und II bei 43,47% (20 Frauen, 26 Männer), im FB Kulturgeschichte und Kulturkunde bei 45% (9 Frauen, 11 Männer), im FB Ev. Theologie bei 36,36% (4 Frauen, 7 Männer), im FB Geschichte bei 36,36% (4 Frauen, 7 Männer), im FB Philosophie 20% (1 Frau, 4 Männer) und im AAI 36,36%. Im Berichtszeitraum 2000-2007 lag der Frauenanteil an den Professuren bei 28%, hier ist also ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.
- Professuren, aufgegliedert nach Stellenkategorien: Ein etwas anderes, aber nicht allzu schlechtes Bild ergibt sich, wenn man den Anteil der Frauen an den einzelnen Stellenkategorien untersucht. Der Frauenanteil an den C4/W3-Professuren (insgesamt 50 von 114, d.h. 43,8%) liegt nur noch bei 34% (17 Frauen und 33 Männer in dieser Kategorie); der Frauenanteil an den C3/W2-Professuren (insgesamt 40 von 114= 35%) liegt bei 45%. Die noch verbliebenen 5 C2-Stellen werden alle von Männern eingenommen. Der Frauenanteil an den W1-Stellen (insgesamt 19 = 16,66%) liegt bei 63,15%. Das heißt, der insgesamt gestiegene Anteil von Frauen an allen Professuren ist zu einem wesentlichen Teil auf den Anstieg der Frauen an den W1-Professuren zurückzuführen. Es bleibt zu hoffen und anzunehmen, dass sich deshalb in den folgenden Jahren auch der Anteil von Frauen an W2 und W3-Stellen erhöhen wird. Im Fakultätsgleichstellungsplan ist als Ziel angegeben, bis zum Jahre 2013 den Anteil der Frauen an den beiden höchsten Stellenkategorien C3/W2 und C4/W3-Professuren auf 35% zu erhöhen. Bei den C4/W3-Stellen ist dieses Ziel bereits jetzt fast erreicht (34%), bei den C3/W2-Stellen mit 45% bereits erreicht. Beide Kategorien (C3/W2 und C4/W3) zusammengefasst, haben wir mit einem Frauenanteil von 38,8% das erste Etappenziel 2013 bereits erreicht. Zudem sind noch einige Rufe an Frauen in den letzten Monaten herausgegangen; nehmen diese Frauen die Rufe an, erhöht sich der Frauenanteil an diesen Stellenkategorien nochmals. Gerade in den letzten beiden Semestern sind sehr viele Frauen berufen worden: bei den W1-Stellen 4 Frauen und ein Mann, bei den W2-stellen 8 Frauen und 4 Männer und bei den W3-Stellen 3 Frauen und 3 Männer. Bezogen auf die einzelnen Fachbereiche ergibt sich derzeit folgendes Bild – ich erwähne hier nur die beiden obersten Stellenkategorien (C3/W2 u. C4/W3): SLM I und II: Von 35 Professuren in diesen Stellenkategorien sind 48,57% von Frauen besetzt; Kulturgeschichte und Kulturkunde: Von 13 Professuren sind 46,15% von Frauen besetzt; Ev. Theologie: Von 10 Professuren sind 30% von Frauen besetzt (alle in der obersten Kategorie C4/W3); Geschichte: Von 11 Professuren sind 36,36% von Frauen besetzt; Philosophie: Von 5 Stellen sind 20,0% von Frauen besetzt; AAI: Von 17 Professuren sind nur 23,52% von Frauen besetzt.
Wissenschaftliche Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterinnen:
Von den wiss. Mitarbeiter-/Mitarbeiterinnenstellen (insgesamt 106) werden 52,8% von Frauen eingenommen; das ist wenig angesichts des hohen Anteils von Absolventinnen. Bezogen auf die einzelnen Fachbereiche bietet sich folgendes Bild: SLM I und II: Frauenanteil: 52,45%; Kulturgeschichte und Kulturkunde: 44,44%; Geschichte: 54,54%; Philosophie: 33,33%; Ev. Theologie: 46,15% und AAI: 77,77%.
Zu 2.: Gleichstellungsmaßnahmen der Fakultät
Für Gleichstellungsmaßnahmen hat die Fakultät einen Gleichstellungsförderfonds errichtet, derzeit in Höhe von 25.000 Euro jährlich. Über die Verwendung dieser Gelder entscheidet die Gleichstellungskommission, d.h. die Fakultätsgleichstellungsbeauftragte zusammen mit ihren Vertretern/Vertreterinnen. Die aus diesem Topf zu finanzierenden Maßnahmen liefen erst Ende April 2009 an; bisher sind ca. 20.000 Euro ausgegeben worden (Anträge für weitere Gelder liegen derzeit vor), und zwar für folgende Maßnahmen:
- für wissenschaftliche Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen mit kleinen Kindern wurde auf Antrag eine studentische Hilfskraft im Umfang von 20 Stunden pro Monat zur Verfügung gestellt. Bisher haben 7 Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen einen solchen Antrag gestellt, der ihnen bewilligt wurde; weitere Anträge liegen derzeit vor.
- derzeit laufen Vertragsverhandlungen mit der Organisation „Company Kids“, die Notfallbetreuung für die Kinder von wiss. Mitarbeitern/Mitarbeiterinnen anbietet (bei Krankheit von Kindern; Ausfall von Betreuungspersonen; Tagungen usw.). Wir kaufen zunächst erst ein Kontingent von 30 Tagen pro Jahr (ab 1.1.2010), um zu sehen, wie dieses Angebot angenommen wird.
- Der im 4. Stock befindliche Still- und Wickelraum wird ausgestattet; Hinweisschilder auf diesen Raum wurden im Foyer angebracht; ebenso an den Fahrstühlen.
- Wir haben Vortragsreisen und Vorträge von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen unterstützt, um deren wissenschaftliche Karriere zu fördern.
- Auf Antrag wurden Tagungen und Projekte unterstützt, die sich mit der gender-Thematik befassen.
- Wir haben Vorträge zur Gender-Thematik organisiert und finanziert. Ein erster Vortrag von Prof. Martin Dinges zum Thema „Männlichkeit und Gesundheit: Aktuelle Debatte und historische Perspektiven“ findet am kommenden Donnerstag um 18 Uhr (Phil 972) statt, der zweite von Prof. Jan Rüdiger am 14. Dezember.
- Eingestellt haben wir bereits Gelder in Höhe von 1500 Euro für die Verleihung von Preisen für a) die beste Dissertation einer Frau und b) die beste Magister-/Masterarbeit zu einem Gender-Thema. Diskutiert wird derzeit auch über einen Preis für die beste Bachelor-Arbeit eines Studenten. Wir werden die Preise demnächst ausschreiben.
Obwohl wir im Frühsommer alle Professorinnen und Professoren sowie wiss. Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen über diese Fördermaßnahmen sowohl per email als auch in Papierform unterrichtet haben, sind die Anträge auf Förderung erst zögerlich angelaufen. Viele wussten und wissen bisher darüber nicht Bescheid. Die anwesenden Mitglieder des Fakultätsrates werden gebeten, in ihren jeweiligen Fachbereichen über den Gleichstellungsförderfonds zu informieren.