Weitere Forschung
Verbundförderung
Landesforschungsförderung / Anschubförderung kooperativer Forschungsverbünde – "Automatisierte Modellierung hermeneutischer Prozesse"
Projektleitung: Prof. Dr. Gertraud Koch / Prof. Dr. Heike Zinsmeister
(Fachbereich Kulturwissenschaften, Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie / Fachbereich Sprache, Literatur, Medien I, Institut für Germanistik)
Laufzeit: 2017 - 2020
Die automatisierte Modellierung von Annotationen hat im Kontext hermeneutischer Textanalysen eine Schlüsselstellung und einen immer dringlicher werdenden Verbesserungsbedarf, um angesichts steigender Textmengen und digitalen Textformaten diese Analysen verstärkt computergestützt durchführen zu können. Ein Erkenntnisfortschritt für die Automatisierung von Annotationen sowie den damit zusammenhängenden, epistemologischen und methodologischen Fragen kann gelingen, wenn die spezifischen Verwendungen von Annotationen in deduktiven, induktiven und abduktiven Forschungsansätzen auf Automatisierungspotenziale hin befragt, erprobt und reflektiert werden. Ziel ist es, in Zusammenarbeit geisteswissenschaftlicher Fachdisziplinen mit der Computerlinguistik Verbesserungsansätze für automatisierte Modellierungen von Annotationen in hermeneutischen Analysen für Folgeprojekte zu spezifizieren und diese Digital Humanities-Ansätze hochschulübergreifend am Wissenschaftsstandort Hamburg zur Verfügung zu stellen.
Beteiligung an Forschungsverbünden
Die Fakultät für Geisteswissenschaften ist zurzeit an folgenden Forschungsverbünden beteiligt:
SPP 1630: Häfen von der römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter - Zur Archäologie und Geschichte regionaler und überregionaler Verkehrssysteme (DFG)
Sprecher: Prof. Dr. Claus von Carnap-Bornheim, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf
Teilprojektleiterin der Fakultät GW: Prof. Dr. Martina Seifert, Klassische Archäologie
Laufzeit: seit 2012
www.spp-haefen.de
CRISEA (EU)
Projektleitung: EFEO, Paris
Vertreter im Konsortium der UHH: Prof. Dr. Volker Grabowsky, Thaiistik
Laufzeit: 2017 - 2020
Einzelförderung
European Research Council
ERC Advanced Grant "Poetry in the Digital Age"
Projektleitung: Prof. Dr. Claudia Benthien
(Fachbereich Sprache, Literatur, Medien I; Institut für Germanistik)
Laufzeit 2021 - 2025
Heutige Präsentationsformen von Lyrik finden sich oft jenseits des Buches, z.B. auf Bühnen oder im Internet. Solche performativen Formen, in denen poetische Sprache durch Musik oder visuelle Komponenten sowie die physische Anwesenheit des ‚Poeten‘ oder der ‚Poetin‘ ergänzt wird, eröffnen neue Zugänge zu einer literarischen Gattung, die bislang als elitär oder abstrakt galt.
Anspruchsvolle ‚Buchlyrik‘ erlangt durch populäre Formate eine größere Reichweite, wie dies auch umgekehrt gilt. Lyrik erhält auch neue Funktionen, indem sie Gemeinschaften erzeugt, die sich durch physische oder virtuelle Ko-Präsenz auszeichnen. Populäre Lyrikformate und Online-Praktiken verstärken die Selbstinszenierung der Poet/innen. Gedichte können aber auch als Medium für politischen Aktionismus, Meinungsäußerung und die spielerische Aushandlung von Transkulturalität und Multilingualität dienen.
Das Projekt ist zwischen Literaturwissenschaft, Cultural und Interart Studies angesiedelt. Es wird Analyseparameter für die facettenreichen aktuellen Lyrik-Formate entwickeln, die von popkulturellen Werken bis hin zur elaborierten Kunst reichen, indem es die Formen und Räume ihrer Präsentation und Performance untersucht – von der Theaterbühne bis zu Social Media, von der Schriftseite bis zum urbanen Raum. Es wird die folgenden Leitfragen beantworten: Welche Faktoren haben zur aktuellen Popularität von ‚Poetry’ beigetragen? Wie können ihre Genres systematisiert werden? Welche neuen Methoden und Theorien werden benötigt, um sie zu untersuchen? Wie unterscheiden, interagieren oder vermischen sich Unterhaltungskultur und ‚Hochkultur‘? Welche (ästhetischen, kulturellen, sozialen, politischen) Funktionen haben diese neuen Formen und Modi der Präsentation?
Die Forschungsarbeit wird in drei zentrale Felder gegliedert, die sich schwerpunktmäßig (1) Lyrik und Performance, (2) Lyrik und Musik und (3) Lyrik und Visueller Kultur widmen. Ein interdisziplinäres Team, bestehend aus den Fächern Literaturwissenschaft, Medien- und Filmwissenschaft, Theaterforschung, Sound Studies, Sprechwissenschaft und Visual Culture Studies, wird dieses Feld gemeinsam kartografieren.
Als eine ‚Poetik neuer Formen‘ wird das Projekt erstmalig die große Diversität, das mediale Spektrum und die Verbreitung zeitgenössischer Gedichte untersuchen. Seine Forschungsergebnisse werden zu einer neuen, erweiterten Definition von Lyrik führen und die Art und Weise verändern, wie Wissenschaftler/innen, Dichter/innen und die Öffentlichkeit diese literarische Gattung betrachten.
ERC Advanced Grant "The Early Islamic Empire at Work – The View from the Regions Toward the Center"
Projektleitung: Prof. Dr. Stefan Heidemann
(Fachbereich Asien-Afrika-Wissenschaften, Abt. für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients)
Laufzeit: 2014 - 2019
Das Projekt versucht, das politische und wirtschaftliche Agieren eines vormodernen Imperiums, des Islamischen Reiches (660 bis 940 n.Chr.), zu erforschen. Das Reich umfasste fast die gesamte hellenistisch und römisch geprägte Welt und spannte sich vom Atlantik bis zum Hindukusch. Im Gegensatz zum konventionellen Modell des Islamischen Reiches, das durch eine religiöse Offenbarung begründet wurde, ist dies der erste systematische Versuch, das Funktionieren des Reiches von den Regionen her zu definieren und das Kalifat als gestaltenden Vermittler zwischen den Interessen der Regionen und seiner Eliten zu begreifen.
Während die bisherige Forschung den narrativen Quellen folgend die Position des imperialen Zentrums beschrieb, nimmt das Projekt die Sichtweise der Regionen ein. Fünf religiös, ethnisch, sprachlich und geschichtlich unterschiedliche Schlüsselregionen von Nordafrika bis Zentralasien werden hinsichtlich ihrer wechselnden geographischen und administrativen Definitionen, den politischen und wirtschaftlichen Strukturen, ihrer Geschichte und ihrer Verwobenheit im Gesamtreich untersucht. Die transregionalen politischen, militärischen und juristischen sowie die regionalen Eliten werden identifiziert.
Die zentrale These versteht das kalifale Zentrum im Wesentlichen als Moderator zwischen den Interessen der Regionen. Das Auseinanderbrechen des Reiches in weitgehend autonome Regionen im 10. Jahrhundert erfolgte in dem Moment, in dem das Zentrum diese Aufgabe nicht mehr für die Regionen erfüllte. Um unsere Wahrnehmung zu den Regionen hin zu verschieben, wird ein multidisziplinärer Ansatz verfolgt: Neben den literarischen narrativen historischen Quellen und zeitgenössischen biographischen Enzyklopädien werden Sequenzen von Texten auf Münzen (bis zu 150 Wörter Text, zumeist administrative Informationen), Ergebnisse archäologischer Grabungen und Siedlungssurveys ausgewertet. Eine GIS Datenbank der Schlüsselregionen und eine Datenbank zu denjenigen Eliten, die die Regionen mit dem Zentrum verbanden, werden aufgebaut.
In der ersten Projektphase bis Oktober 2015 wurde den geographischen und administrativen Strukturen nachgegangen und eine neue Sichtweise auf die Regionen erarbeitet. In der zweiten Phase werden transregionale und regionale Eliten und ihre Funktion für den Zusammenhalt des Reiches analysiert. Die dritte Phase ab April 2017 untersucht die ökonomischen Ressourcen der Regionen und ihre Auswirkungen innerhalb des islamischen Reiches.
Seit dem 1. April 2014 arbeitet ein internationales Team an dem Projekt: Die Schlüsselregionen werden von Jose Haro Peralta, M.A. (Ifriqiya), Simon Gundelfinger, M.A. (Syrien), Dr. Hannah-Lena Hagemann (Nordmesopotamien), Dr. Peter Verkinderen (Fars), Dr. Ahmad Khan (Khurasan), Francois Akakcha (IT Datenbanken) bearbeitet. Die Koordination des Projektes liegt in den Händen von Katharina Mewes, M.A.