DFG fördert "Eigene Stelle" von PD Dr. Sven TrakulhunNeues Forschungsprojekt zu Gesandtschaftsreisen zwischen Europa und Südostasien
16. März 2021, von Zsuzsa Becker
Foto: privat
Ab dem Sommersemester 2021 erforscht Projektleiter PD Dr. Sven Trakulhun am Asien-Afrika-Institut (Abteilung für Sprachen und Kulturen Südostasiens) die ersten Gesandtschaftsreisen zwischen den Mächten Europas und den Ländern Südostasiens. Die DFG fördert sein Projekt für eine Laufzeit von drei Jahren.
Die Länder Südostasiens wurden durch die portugiesische Eroberung Malakkas im Jahre 1511 und die Expansion der niederländischen Ostindienkompanie im maritimen Südostasien ab etwa 1600 bereits früh in den Aktionsradius der europäischen Kolonialmächte einbezogen. Für die Herstellung politischer und wirtschaftlicher Kontakte zu asiatischen Staaten war die diplomatische Gesandtschaftsreise ein zentrales Instrument. Doch was bedeutete es zu dieser Zeit, eine Reise von Europa nach Asien anzutreten, um dort mit den Königen und Sultanen von Siam, Java oder Vietnam Freundschafts- und Handelsverträge abzuschließen? Auf welche Vorstellungen von Politik und Herrschaft, Macht und internationalem Handel stießen die Europäer in Südostasien? Welche Formen interkultureller Verständigung entwickelten sich im Verhandlungsprozess, und wer waren die Träger und Vermittler in diesem Prozess?
Das Forschungsprojekt „Gesandtschaftsreisen und ritualisierter Kulturkontakt zwischen Südostasien und Europa (16.–18. Jahrhundert)" führt in die Epoche vor der Gründung der großen europäischen Kolonialimperien zurück, in eine zunehmend globale Staatenwelt mit komplexen Hierarchien und „hybriden“ Formen von Diplomatie und politischer Herrschaft. Ziel des Projektes ist, das Bild einer multipolaren Welt mit komplexen Hierarchien zu zeichnen, in der die Geschichte der internationalen Beziehungen nicht einfach als Geschichte europäischer Weltpolitik erscheint. Auf diese Weise rückt die Tatsache ins Bewusstsein, dass der größere Teil Eurasiens einst von auch aus der asiatischen Geschichte erwachsenen Modellen zwischenstaatlicher Ordnung bestimmt war, auf die sich geopolitische Strategen in Asien heute wieder positiv beziehen können.